Psychosynthese:  Weitergehende Ausführungen:  Erlebnisbasierende Erkenntnis

„Weil ich in meiner Kindheit dieses oder jenes erlebt habe,  verhalte ich mich oder fühle  ich mich heute als Erwachsener so und so.“

 

Es gibt nicht wenige Menschen, die irgendwann bei Überlegungen, warum sie so geworden sind, wie sie sind, zu diesem Schluss, zu dieser Erkenntnis gelangen. Sind sie nicht wirklich glücklich, so wie sie sind, so werden einige sicherlich die Erfahrung gemacht haben, dass sie das Wissen um die Zusammenhänge von Ursache und Wirkung nicht wirklich weiterbringt in dem Bestreben, ihr Leben anders zu gestalten.

 

Das kann damit zusammenhängen, dass diese Erkenntnis rein mental  zustande gekommen ist. Mit Hilfe unseres Verstandes und mit logischem Denken, sind wir zu einem Schluss gekommen. Diese unsere Fähigkeit ist uns im täglichen Leben äußerst nützlich und bietet uns die Möglichkeit zur Selbstreflexion. Auf der anderen Seite macht aktives und bewusstes Denken nur einen kleinen Teil unseres Lebens aus. Unser Sein ist um ein vielfaches reicher und komplexer. Nicht:“ cogito ergo sum“, „ich denke, also bin ich“, sondern ich empfinde, ich fühle, ich erfahre, also bin ich. Und, wer wollte mit Verstand und Logik seine Gefühle oder gar die Existenz der Seele verstehen?

 

 

„Durch bloßes logisches Denken vermögen wir keinerlei Wissen über die Erfahrungswelt zu erlangen; alles Wissen über die Wirklichkeit geht von der Erfahrung aus und mündet in ihr.“                            Albert Einstein

 

Werfen wir einen Stein ins Wasser, verursacht er an der Oberfläche Wellen. Das wissen wir. Die Ursache und ihre Wirkung werden immer so sein, sagt uns unser Verstand. Das ist trockene, abstrakte Theorie.

 

Doch wie wäre es, würden wir an des Steines statt ins Wasser springen, sozusagen vom Trockenen ins Nasse? Wir würden es hautnah erleben: den Aufprall, das Sinken, sinnlich das Element Wasser erfahren, den Druck, das Schaukeln des Wassers , das Verebben der Wellen….Wir würden Ursache und Wirkung erleben, würden weit über die lineare Logik der Oberfläche hinaus tiefere Zusammenhänge be-greifen.

 

 

Fast jeder hat mal erlebt, wie es sich anfühlt, zu einer ganz und gar stimmigen Erkenntnis zu gelangen. Mit jeder „Faser“ von sich ist man sich sicher: ja genauso ist es.

 

Wenn wir vor einer Speisekarte sitzen und überlegen, was wir essen möchten, können wir darüber nachdenken, was wir schon lange nicht mehr gegessen haben, was unserer  Gesundheit oder unserem Gewicht zuträglich ist oder unserem Geldbeutel. Das sind gedankliche Auseinandersetzungen. Wir können aber auch unseren Blick über die Karte schweifen lassen und  einfach aufmerksam darauf achten, wie es uns dabei geht. In dem Augenblick, in dem uns bewusst wird, dass uns das Wasser im Mund zusammenläuft, wissen wir, was wir essen wollen.

 

Übertragen wir das Bild der Speisekarte auf unser Leben und wollen an ihr gemessen sehen, wie es im Moment um uns bestellt ist, können wir nachdenken, wie es dazu gekommen ist. Wir können aber auch darauf achten, was gerade mit uns und in uns passiert. Wie wir uns fühlen, wie unser Körper reagiert. Das ist unsere Wirklichkeit in der Gegenwart und nur die bringt uns weiter.

 

Das Bewusstsein über einen psychischen Inhalt oder Zustand als auch die Erkenntnis um seine Bedeutung, wird uns meist erst dann richtig zu teil, wenn wir ihn erleben. Als Erkenntnisinstrument fügt die Psychosynthese dem Verstand und Denken die Achtsamkeit, das Bewusstsein und das Erleben hinzu.

 

Und Erleben heißt: Fühlen, Empfinden und Erfahren im Hier und Jetzt.