Psychosynthese:  Weitergehende Ausführungen:  Bewusstsein

Aspekte des Bewusstwerdens  und des  „Achtsamen ICH-Bewusstseins“

 

Was unsere innerseelische Wirklichkeit betrifft,  können wir uns nur mit dem aktiv auseinandersetzen, was uns bewusst ist.  Die Voraussetzung dafür, „Herr über uns selbst“ zu sein, ist es, sich bewusst zu sein, was in uns vorgeht. Nicht im Sinne einer selbsterlegten, sich kasteienden Selbstdisziplin, sondern mit dem Wissen, nur so unser Leben eigenverantwortlich, stimmig und authentisch in die Hand nehmen zu können. Das Gleiche gilt für die Signale unserer Seele. Nur wenn wir sie bewusst wahrnehmen, haben wir die Chance, sie umzusetzen.

 

Wie ist das nun, wenn wir versuchen uns etwas bewusst zu machen? Wie funktioniert das? Was steht uns dabei im Weg und was kann uns dabei helfen?

 

 

Was unsere innere Wirklichkeit betrifft, so stehen wir einer unglaublich komplexen und miteinander verwobenen Vielfalt gegenüber, deren Erscheinungen und Sprache teilweise sehr verworren und fremd anmutet,  und  gleichzeitig sehr flüchtig sein kann. Allein die schiere Menge an Informationen kann Verunsicherung auslösen.  Es gibt vier Aspekte, die zu beachten hilfreich sein können, wenn man sich seiner inneren Wirklichkeit bewusst werden will:

  1. Die willentliche Entscheidung, achtsam zu sein.
  2. Die Blick absichtslos und wertfrei nach Innen  zu richten.
  3. Dabei die Rolle eines wohlwollenden Betrachters  einzunehmen.
  4. Darauf zu achten, disidentifiziert von dem zu sein, was man wahrnimmt.

1. Um uns selbst aktiv etwas bewusst  zu machen, müssen wir uns zunächst entscheiden, das auch zu wollen. Das klingt banal und doch ist es grundlegend. Denn dieser Tatbestand bewirkt, dass wir  unsere Achtsamkeit und Aufmerksamkeit hochfahren und dann  eine bestimmte Richtung geben. Je aufmerksamer wir uns einer Sache zuwenden, umso mehr nehmen wir von ihr wahr.

2. Liegt in unserer Entscheidung auch eine Absicht, nämlich die, in uns hineinhorchen zu wollen, so ist es hilfreich, das „In- sich- hineinhorchen“ selbst absichtslos zu tun. Eine  Absicht zu haben bedeutet, eine Vorstellung zu haben, wie etwas zu sein hat. Inhalte, die dieser nicht auf den ersten Blick entsprechen, werden durch Wertung ausgeschlossen. Außerdem ist eine Absicht meistens  ergebnisausgerichtet. Hier kommt noch der Anspruch hinzu: „Ich will ein Ergebnis, es muss klar sein und wohlmöglich alles beinhalten.“

Angenommen, wir fühlen uns momentan in unserer Beziehung nicht wohl und wollen versuchen wahrzunehmen, was in uns diesbezüglich vorgeht. Dabei schießt uns ein Bild durch den Kopf.  Es ist vielleicht ein Erinnerungsbild vom Ausflug in den Zoo vor ein paar Tagen: 2 große Raubkatzen in einem relativ kleinen Käfig, die beide nahbeieinanderliegen und sich gegenseitig ablecken. „So ein Quatsch, könnten wir denken, was hat dieses Erinnerungsbild mit unserer  Beziehung zu tun?“ Es ist uns lästig, stört uns und wir wollen solche Bilder jetzt nicht haben. Also gehen wir darüber hinweg, nehmen es nicht ernst oder verdrängen es. Schon kommen vielleicht andere Bilder. Dabei könnte es die symbolische Beschreibung  unserer aktuellen Befindlichkeit sein, welche unser Unterbewusstsein uns zukommen lassen will: mein Partner und ich umkreisen uns seit Tagen wie zwei Raubtiere im Käfig und machen uns das Leben schwer und gleichzeitig sehne ich mich im Grunde meines Herzens nach Aussöhnung und Nähe. Unserem ICH, unserem Bewusstsein werden also nur  dann wichtige innere Inhalte zuteil, wenn wir das „In -uns- hineinhorchen“  absichtslos und wertfrei gestalten.