Psychosynthese:  Weitergehende Ausführungen:  Körperreaktionen

Gerade die Reaktionen unseres Körpers bieten sich als Einstieg zu einem sich selbst wohlwollendem Beobachten und „Achtsam- werden“ förmlich an, denn sie sind offensichtlich und können eher wertfrei akzeptiert werden. Zwar können sie auch unangenehm sein, sodass wir sie eliminiert haben wollen, doch die Tatsache, dass sie im Moment ein Teil von uns sind, ist nicht zu leugnen, denn sie sind da. Diese  offensichtliche Tatsache ist erst einmal relativ leicht zu akzeptieren. Das kann ein erster Schritt sein, sich bewusst zu werden, in welcher emotionalen Verfassung wir uns befinden. Die Reaktionen unseres Körpers sind unmittelbarer Ausdruck unserer Seele, sozusagen das leibliche und darstellerische Sprachrohr der Gefühle, wenn auch meistens vorerst unbewusst.

 

 

1.    Das können zunächst einmal allerlei Körperempfindungen ganz subtiler und teilweise verschwommener Art sein wie Wärme, Kälte, Kribbeln, Anspannung, Unruhe, Druck, Zugeschnürtheit, Unwohlsein, feuchte Augen, Schwitzen etc. Bei z.B. feuchten Augen berührt uns vielleicht irgendwas ganz tief; Wärme und Ruhe empfinden wir, wenn wir mit etwas ganz einverstanden sind und ein Kribbeln weist vielleicht auf die Ungeduld eines Teiles von uns hin, was sich ausdrücken will.

 

 

2.    Offensichtlichere, unangenehme oder gar schmerzhafte Manifestationen finden in körperlichen Beschwerden ihren Ausdruck. Anfängliche oder zeitlich begrenzte psychosomatische Erscheinungen sind jedem bekannt. Magenschmerzen und Nackenschmerzen sind weitverbreitete Beschwerden, die sich zu festen Krankheitsbildern entwickeln können.

 

“Mir liegt etwas im Magen“ oder bei Verspannungen: „mir sitzt etwas im Nacken“, sind umgangssprachliche Redewendungen, so banal und alltäglich, dass wir sie gar nicht mehr ernst nehmen. Und doch sind sie sprachlicher Ausdruck kollektiven Wissens um unsere eigene Wirklichkeit. Nämlich, dass uns etwas im Magen liegt und das uns etwas im Nacken sitzt. Die Symptome wollen also wahr -und ernstgenommen werden, von uns erst einmal als zu uns gehörig akzeptiert werden. Genauso wie die hinter ihnen verborgenen Gefühle, deren leiblicher Ausdruck sie sind. Allein, wenn dies geschieht, kann schon eine erste Besserung des Körpergefühls eintreten, d.h. eine Linderung der körperlichen Beschwerden eintreten.

 

3.     Der aktive, dynamische Körperausdruck z. B. sind unwillkürliche Gesten. Ringt ein Mensch z. B. damit, herauszufinden, was ihn eigentlich bewegt und berührt er dabei fortwährend unbewusst mit der geballten Hand die Tischplatte, so ist es sehr gut möglich, dass sich in ihm herrschende Gefühle- in diesem Fall vielleicht aufkommende Wut-schon längst energetisch-leiblich offenbaren. Wird dann die Aufmerksamkeit auf die Hand gerichtet, wird nicht selten diese erst mit Erstaunen betrachtet, nach dem Motto: „gehört dieses eigenständige Ding zu mir?“ und dann setzt ein Aha-Effekt ein: „das bin ja ich! Und ja, ich bin wütend und am liebsten würde ich jetzt mal mit dieser Faust auf den Tisch hauen und all meinem Frust herauslassen.“